Narbenschmerzen – Ursachen, Behandlung und Vorbeugung

Narben sind Erinnerungen auf unserer Haut – manchmal an Verletzungen, Operationen oder schwere Krankheiten. Doch sie sind nicht immer nur stumme Zeugen vergangener Erlebnisse. Für viele Menschen sind sie auch eine Quelle anhaltender Beschwerden. Schmerzen, Spannungsgefühle oder Bewegungseinschränkungen können den Alltag ziemlich beeinträchtigen und die Lebensqualität mindern. In diesem Artikel zeige ich Ihnen, warum Narbenschmerzen entstehen, welche Behandlungen es gibt und wie Sie vorbeugen können.

  1. Was ist Narbengewebe eigentlich?

Narbengewebe bildet sich, wenn der Körper eine Wunde heilt. Dabei bildet der Körper Kollagen, ein Protein, das das beschädigte Gewebe ersetzt. Im Gegensatz zu normaler Haut, wo Kollagen in verschiedene Richtungen wächst, wird es im Narbengewebe nur in eine Richtung angeordnet. Diese spezielle Struktur macht das Narbengewebe fest und steif, was oft als unangenehm empfunden wird.

Narbengewebe ist weniger elastisch als normale Haut. Dadurch kann es zu einem straffen Gefühl kommen, das oft auch schmerzhaft ist. Es ist wichtig zu wissen, dass diese Schmerzen nicht nur an der Hautoberfläche auftreten, sondern auch tieferliegende Gewebeschichten und sogar innere Organe betreffen können. Bei größeren oder tiefen Verletzungen, zum Beispiel nach einer Operation, kann Narbengewebe auch im Inneren des Körpers entstehen und Beschwerden verursachen.

  1. Wie kommt es, dass Narben Schmerzen verursachen?

Gewebespannung

Eine der häufigsten Ursachen für Narbenschmerzen ist die Spannung, die durch das steife Gewebe entsteht. Wenn sich das Narbengewebe zusammenzieht, kann es die umliegende Haut und das darunterliegende Gewebe straffen. Das kann dann schon mal unangenehm sein und man spürt so ein Druckgefühl, besonders bei Bewegung oder Belastung.

Nervenschäden

Eine Narbe kann auch Schmerzen verursachen, wenn Nerven während der ursprünglichen Verletzung oder Operation in Mitleidenschaft gezogen wurden. Diese Nervenschäden können dazu führen, dass die Narbe empfindlich bleibt, selbst wenn die äußeren Wunden längst verheilt sind. Es ist nichts Ungewöhnliches, dass Narben taub sind oder ein brennendes Gefühl hervorrufen.

Fibrose und Verwachsungen

Manchmal bildet der Körper zu viel Narbengewebe. Das nennt man dann Fibrose. Diese übermäßige Gewebebildung kann zu Verwachsungen führen, die dann wiederum Schmerzen und Entzündungen verursachen. Verwachsungen können auch dazu führen, dass man sich nicht mehr so gut bewegen kann. Das ist besonders der Fall, wenn sie in der Nähe von Gelenken oder Organen auftreten.

Welche  andere Gründe gibt es für Narbenschmerzen?

Manchmal sind sie nur unangenehm, jucken oder kribbeln. Andere Narben wiederum sind völlig unauffällig. Die genauen Gründe dafür sind bis heute nicht bekannt. Hier sind ein paar mögliche Ursachen für Narbenschmerzen:

Allergien: Das kann passieren, wenn die Narbe mit bestimmten Produkten in Kontakt kommt, zum Beispiel mit Make-up. Das kann dann zu Hautreizungen oder Rötungen führen.

Entzündungen können auch Schmerzen verursachen. Frische Narben, vor allem nach einer Operation, können in den ersten Wochen schmerzhaft sein, weil das Gewebe noch entzündet ist. Wenn die Entzündung schlimmer wird, sollte man zum Arzt gehen.

Fremdkörper im Gewebe können auch Schmerzen verursachen, bis sie entfernt werden, zum Beispiel Operationsfäden oder andere Fremdkörper. Die Beschwerden sollten nach dem Entfernen des Fremdkörpers eigentlich verschwinden.

Narben, die sich durch Zug oder Druck verändern, können Schmerzen verursachen.

Narbenbruch: Nach Bauchoperationen kann es Monate oder Jahre später zu einem Narbenbruch kommen, der beim Husten oder Stuhlgang Schmerzen verursacht.

Nervenschäden: Wenn Nervenenden in der Narbe geschädigt sind, kann das zu Taubheitsgefühlen, Juckreiz oder anderen Beschwerden führen.

Wetterwechsel können auch Auswirkungen auf Narben haben. Bei empfindlichen Narben kann es dann zu Juckreiz, Stechen oder Ziehen kommen.

  1. Warum treten manche Narbenschmerzen erst nach Jahren der Operation auf?

Es ist schon erstaunlich, aber Schmerzen in einer Narbe können auch noch Jahre nach der ursprünglichen Verletzung oder Operation auftreten. Das liegt oft daran, dass Narben nur langsam heilen. Bis eine Narbe vollständig ausgereift ist, durchläuft sie mehrere Phasen. So ein Prozess kann schon mal ein Jahr oder länger dauern. In dieser Zeit verändert sich die Narbe. Sie kann zum Beispiel größer werden, sich verhärten oder empfindlicher werden. Diese langsame Veränderung kann dazu führen, dass die Schmerzen erst nach einer längeren Zeit spürbar werden.

  1. Was kann man selber zu Hause tun gegen Narbenschmerzen?

Es gibt viele Möglichkeiten, wie Sie zu Hause Schmerzen im Narbengewebe lindern und die Heilung unterstützen können. Diese Methoden erfordern etwas Geduld und regelmäßige Anwendung, können aber schon viel bewirken.

Narbenmassage

Eine der einfachsten und effektivsten Methoden, um Narbenschmerzen zu lindern, ist die regelmäßige Massage der Narbe. Sie können die Narbe mindestens zweimal täglich für jeweils etwa 10 Minuten in Narbenrichtung massieren. Dadurch wird die Empfindlichkeit verringert und die Durchblutung gefördert, was das Gewebe weicher und geschmeidiger macht. Wenn die Narbe an einer schwer zugänglichen Stelle liegt, kann ein Massagetherapeut eine große Hilfe sein.

Feuchtigkeitspflege

Man kann auch Feuchtigkeitscremes wie Kakao- oder Sheabutter einreiben, damit die Haut schön weich bleibt und weniger spannt. Silikongel ist ebenfalls eine bewährte Methode, um die Heilung von Narbengewebe zu fördern. Am besten tragen Sie das Gel drei bis sechs Monate lang jeden Tag auf, damit Sie die besten Ergebnisse sehen.

 

Bewegung und Training

Auch Bewegung und Training können helfen, die durch Narbengewebe verursachte Steifheit zu reduzieren. Am besten, Sie sprechen mit einem Physiotherapeuten, der Ihnen die für Sie besten Übungen zeigt. Diese Übungen können wir dann gemeinsam besprechen und auf Ihre Narbe abstimmen.

Vibrationstherapie ist auch eine gute Methode, um Schmerzen zu lindern. Täglich ein paar Minuten auf einem Vibrationsgerät, zum Beispiel einem Massagegerät, genügen, um die Nerven zu desensibilisieren und Schmerzen zu reduzieren. Allerdings muss man bei dieser Methode etwas Geduld haben, bis man Ergebnisse sieht.

Hausmittel gegen Narbenschmerzen

Neben den bereits erwähnten Methoden gibt es noch ein paar weitere Hausmittel, die helfen können, Narbenschmerzen zu lindern:

Einreiben mit Öl: Ringelblumenöl, Olivenöl oder Weizenkeimöl machen die Haut geschmeidig und können Spannungsschmerzen reduzieren.

Aloe Vera ist auch ein gutes Mittel gegen Narbenschmerzen. Die Pflanze hat nämlich entzündungshemmende Eigenschaften und spendet der Haut Feuchtigkeit. Dadurch wird die Narbe weicher und Reizungen werden gemindert.

Zwiebelextrakt kann man als Gel oder Kompresse auf die Narbe auftragen, weil die Inhaltsstoffe der Zwiebel entzündungshemmend wirken.

Achte darauf, dass keine Zug- oder Druckbelastung entsteht. Im Narbenbereich sollten keine enganliegenden oder kratzigen Kleidungsstücke getragen werden.

Wenn Hausmittel nicht helfen, gibt es noch andere Möglichkeiten. Die richtige Behandlung hängt davon ab, wo die Narbe ist, wie alt sie ist und was für Symptome man hat.

  1. Wann sollte man wegen Narbenschmerzen zum Arzt gehen?

Wenn du regelmäßig unter Narbenschmerzen leidest oder feststellst, dass die Beschwerden häufiger oder intensiver werden, solltest du unbedingt zum Arzt gehen. In solchen Fällen ist ein Hautarzt der richtige Ansprechpartner. Ein erfahrener Dermatologe kann herausfinden, wo genau das Problem liegt und Ihnen dann passende Behandlungsmöglichkeiten empfehlen.

  1. Was passiert bei der ärztlichen Untersuchung von Narbenschmerzen?

Als erstes wird der Arzt sich mit Ihnen unterhalten, um mehr über Ihre Krankengeschichte zu erfahren. In diesem Anamnesegespräch wird er Sie unter anderem fragen, wie lange die Narbenschmerzen schon da sind, wann sie auftreten und was für Schmerzen das genau sind.

Als nächstes schaut sich der Arzt die Narbe an. Dabei tastet der Arzt die Narbe ab, um zu sehen, ob sie vielleicht vorgewölbt ist, Anzeichen für eine Entzündung hat oder verhärtet ist. Diese Untersuchung hilft dabei, die Ursache der Beschwerden zu finden.Wenn der Verdacht auf einen Narbenbruch besteht, kann der Arzt weitere Untersuchungen machen, zum Beispiel mit Ultraschall, Kernspintomografie (MRT) oder Computertomografie (CT). So kann er eine genauere Diagnose stellen und die beste Behandlungsmethode finden.Die richtige Behandlung hängt davon ab, wo die Narbe ist, wie alt sie ist und was für Symptome man hat.

  1. Wie kann man Narbenschmerzen vorgebeugen?

Am besten können Sie Narbenschmerzen vermeiden, indem Sie Ihre Narbe von Anfang an richtig pflegen. Halten Sie die Narbe sauber, damit sich keine Entzündungen bilden. Und cremen Sie sie regelmäßig ein, damit das Gewebe geschmeidig bleibt. Am besten meiden Sie direkte Sonneneinstrahlung und tragen lockere Kleidung, damit es nicht zu Reibung und Druck auf die Narbe kommt.

  1. Fazit:

Narben sind mehr als nur ästhetische Veränderungen. Sie können auch zu einer Quelle anhaltender Schmerzen und Beschwerden werden. Doch zum Glück gibt es viele Möglichkeiten, diese Schmerzen zu lindern und die Heilung zu unterstützen. Egal ob durch Massagen, Feuchtigkeitscremes oder moderne medizinische Verfahren – mit der richtigen Pflege und Behandlung können Sie Ihre Lebensqualität verbessern. Wenn die Schmerzen trotz aller Maßnahmen anhalten, gehen Sie bitte zum Arzt. Jeder Mensch ist einzigartig, genauso wie seine Narbe. Finden Sie also die Behandlung, die am besten zu Ihnen passt.

 

Foto von Karolina Kaboompics von Pexels: https://www.pexels.com/de-de/foto/frau-schmerz-hals-brust-7588647/